• Kurt von Bley

    toys for alice, 2014
    Einmaliger s/w-Druck, Holz, Acryl auf Karton, 23,5 x 31,5 x 0,5 cm
  • toys for alice, 2014
    Einmaliger s/w-Druck, Holz, Acryl auf Karton, 23,5 x 31,5 x 0,5 cm
  • nolite iudicare, ut non iudecemini, 2017
    Schwarzes Silikon auf Postkarte, 8,5 × 14 × 0,5 cm
  • Mother, 2012
    Einmaliger s/w-Druck mit Wachspapier und Faden

Mouches Volantes Köln | KURT VON BLEY | F44.3

Kuratiert von Dr. Nadia Ismail 23.03. – 20.04.2024

Hinter F44.3, dem nahezu beiläufig klingenden Titel der Soloshow des polnisch-deutschen Künstlers Kurt von Bley, verbirgt sich der ICD-Code für Trance- und Besessenheitszustände. Das International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, kurz ICD, ist ein weltweit anerkanntes System, in dem medizinische Diagnosen einheitlich benannt werden.

Im Zentrum der Ausstellung bei Mouches Volantes steht die kritische Auseinandersetzung mit religiösen Dogmen des Katholizismus und seinem immanenten Regelwerk, auf dem teils drakonische Rituale basieren. Dezidiert nimmt der Künstler die verborgene Seite von Austreibungspraktiken in den Blick. Parallel dazu betrachtet er die psychosomatischen Erklärungen der Schulmedizin und verarbeitet die Kontraste von Besessenheit und deren gesellschaftliche Auswirkungen visuell.

Kurt von Bley

Der in Berlin lebende Künstler Kurt von Bley (geb. 1976 in Polen) setzt sich in seinen Arbeiten intensiv mit dem Thema ‚Identität’, die Suche nach ihr und deren Verlust auseinander.

Um seine Gedanken und inneren Bilder auszudrücken, bevorzugt er grundsätzlich die dreidimensionale Darstellung. So arbeitet er mit objets trouvés, alten (Familien-) Fotos, die im künstlerischen Prozess in Objekte transformiert werden, sowie Gebrauchs- und Verbrauchsgegenständen, die ihrer ursprünglichen Funktion beraubt und so entfremdet werden.

Seine Präferenz, dreidimensional zu arbeiten und faktisch Greifbares zu erschaffen, rührt möglicherweise von seiner eigenen Suche nach Identität, von dem Verlangen, dieses immaterielle Etwas am liebsten haptisch, ganz und gar greifbar vor sich zu haben.

Neben Objekten und installativen Arbeiten bildet das fotografische Oeuvre eines der Haupt-Genres von Bleys. Die hierfür verwendeten Fotos stammen überwiegend aus dem privaten Familienarchiv. Diese werden ausschließlich manuell unter Anwendung verschiedener Techniken verändert und manipuliert. Sei es durch an eine Collage erinnernde Technik des Zusammenfügens von unterschiedlichem Bildmaterial, das Nähen auf und Besticken von Fotos, das Bekleben, Beschriften oder Bemalen von Bildteilen oder das Behandeln mit Wachs. Die fotografischen Vorlagen verlassen meistens die Zweidimensionalität und werden in plastische, fast schon objekthafte Gebilde transformiert.

Eine zentrale Rolle in diesem Transformationsprozess spielt das Nähen bzw. Besticken von Fotografien (eingeschlossen Dia-Negativen) – Tätigkeiten, die unter dem Sammelbegriff Handarbeiten kulturgeschichtlich gemeinhin eher dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden. In seinen ‚genähten’ Arbeiten bedient sich Kurt von Bley dieser Techniken, um visuelle Resultate zu erzielen, die inhaltlich unterschiedlich konnotiert und interpretierbar sind.

Der mühsame Versuch, sich eine Identität zu erschaffen, interessiert Kurt von Bley genauso wie die Frage, wie stabil eine solche neu kreierte Identität sein kann. So erinnern die gestickten Bilder, in denen die Gesichter oft maskiert, verändert oder gar ganz versteckt werden, an eine schmerzhafte Suche nach Identität, die ‚zusammengeflickt’ werden muss. Das Motiv des Fremd-Seins in einer ethnisch-homogenen Umgebung, das ihm selbst aufgrund seiner Biographie (geboren in einer deutschstämmigen Familie in Oberschlesien, das seit 1945 zu Polen gehört) vertraut sein dürfte, des Keine-Stimme-Habens und der daraus oft resultierenden Anonymität und Alienation ziehen sich wie ein (roter) Faden nicht nur im übertragenen Sinne durch viele seiner Arbeiten.

Einzelausstellungen:

2020 Kunstraum R52L / Berlin / DE

2019 Spiritual Ground / kuratiert von Dr. Nadia Ismail & Dr. Astrid Legge / LVR

Museum Abtei Brauweiler / Pulheim / DE

2016 Visual Kontakt Gallery / Cluj-Napoca / RO

WE GALLERY / Berlin / DE

Polnisches Institut Berlin / DE & Warschau / PL

2010 Traumata Gallery / Bonn / DE

2009 Kulturbunker / Köln / DE

Kulturförderverein Kult41 / Bonn / DE

Gruppenausstellungen (Auswahl):

2023 An AIDS Walkthrough – Instinct #12 / Village.Berlin / DE

2022 Rundgang UdK Klasse Zipp / Universität der Künste, Berlin / DE

2022 Kunstraum R52L / Berlin / DE

2019 Paul-Clemen-Museum am Kunsthistorischen Institut der Universität Bonn / DE

2018 Ansbach Contemporary / 2. Biennale für zeitgenössische Kunst / Ansbach / DE

2017 Enter Art Foundation / Berlin / DE

HilbertRaum Raum für Zeitgenössische Kunst / Berlin / DE

2016 Berlin Gallery Weekend (mit Daniel Spörri, Yoko Ono, Lamberto Teotino, Aneta

Regel) / WE GALLERY / Berlin / DE

2015 Ihsan Alisan Projects / Berlin / DE

2014 Osthaus Museum / Hagen / DE

Center for Contemporary Art TRAFO /Szczecin / PL

2013 Ihsan Alisan Projects / Hagen / DE

Center for Contemporary Art TRAFO / Szczecin / PL

2012 Rise Gallery / Berlin / DE

Funkhaus / Berlin / DE

2011 Caesar/Max-Planck-Gesellschaft / Bonn / DE

Tape Modern / Berlin / DE

Galeria Czułość / Warschau / PL

2010 Künstlerforum / Bonn / DE

2009 10. Lange Nacht der Museen / Köln / DE